Christi Himmelfahrt

Christi Himmelfahrt ist ein kirchliches Fest, dessen Bedeutung nur noch wenigen Menschen bekannt ist und für noch weniger Menschen vorstellbar.
Das Gefühl, dass man mit einem Feiertag nichts anfangen kann, ist offenbar so unangenehm, dass wir lieber schnell etwas anderes drüberlegen, um das nicht zu merken. Und so feiert man an Christ Himmelfahrt, oder manchmal auch statt Christi Himmelfahrt, dann lieber Vatertag, Herrentag und Männertag.
Doch warum gibt es diesen freien Tag mitten in der Woche an einem Donnerstag, 40 Tage nach Ostern und 10 Tage vor Pfingsten?
Die Bibel berichtet, dass Jesus 40 Tage nach Ostern seine Jünger verließ und in den Himmel aufgefahren ist.
Im Mittelalter konnte man sich das noch bildlich vorstellen. Auf Gemälden sieht man Menschen, die nach oben schauen. Über ihnen eine Wolke, aus denen zwei Füße herausragen. In manchen Kirchen gab es sogar eine Luke in der Decke, oft über dem Altar, so dass man in den geöffneten Himmel sehen konnte.
Wie ist das zu verstehen, das Jesus zu seinem Vater in den Himmel gefahren ist? Und wo ist dieser Himmel zu finden, von dem da die Rede ist?
Die Engländer haben es vielleicht leichter, sie kennen in diesem Zusammenhang zwei verschiedene Worte. Sky, das ist der Raum über uns, wo Flugzeuge ihre Kondensstreifen ziehen, das ist das Universum mit Planeten und Sonnensystemen. Der Himmel dagegen, den die Himmelfahrt meint, heißt heaven. Radargeräte und Riesenteleskope bekommen ihn nicht in den Blick, er lässt sich nicht in einem Planetarium darstellen. Dieser Himmel gehört nicht in unser System aus Raum und Zeit.
Wenn die Bibel berichtet, Jesus sei in den Himmel aufgefahren, dann dürfen wir das nicht naturwissenschaftlich verstehen. Sondern damit wird gesagt: Jesus ist jetzt bei Gott seinem Vater. Er ist in die andere Dimension, in die Wirklichkeit Gottes hinübergegangen. Er hat jetzt teil an der Allgegenwart und Allmacht Gottes.


Gott, der die Welt und auch uns gut geschaffen hat. Er hat uns Ordnungen gegeben, wie unser Leben gelingen kann. Er will für uns Menschen da sein wie ein guter Vater für seine Kinder. Nur lassen wir Menschen das oft nicht zu. Wir wollen frei sein und frei entscheiden. Wir  glauben an das, was wir sehen und meinen unsere Gesetze selber machen zu können. Damit entfernen wir uns immer mehr von Gottes Ordnungen. Vielleicht hat deshalb Himmelfahrt mit Vatertag  mehr zu tun, als wir denken. Denn der Tag will uns an unseren himmlischen Vater immer wieder neu erinnern.
Was in der Auferstehung Jesu an Ostern begonnen hat, geht mit Himmelfahrt weiter. Himmelfahrt ist das Fest eines erwachsenen Glaubens. Solcher Glaube bleibt mit beiden Füßen auf der Erde und gestaltet die Welt nach dem Vorbild Jesu. Erwachsener Glaube weiß von der Weite des Himmels über sich und von der Gegenwart Gottes mitten im Alltag dieser Welt.

Pfarrerin Kathrin Schubert aus Calau